Comedy

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Louis C. K., Florentin und Stefans Definition von Humor

Unter Comedy versteht man im deutschsprachigen Raum unterhaltsame Kleinkunst­programme und bestimmte Arten von Unterhaltungssendungen im Fernsehen, Hörfunk und Internet.

Rolle im PUFO

Die Comedy im DAS PODCAST UFO ist handwerklich gut gemacht. Mehr aber auch nicht. Wirklich nicht. Im Erfolgspodcast finden zahlreiche hitzige Diskussionen über Comedy bzw. Humor statt.

Folge UFO001 Prolog

Der erste Diskussion über Humor entbrannte, als Florentin und Stefan entnervt von ihren Erfahrungen äußern, dass andere Personen eine gewisse humoristische Erwaltungshaltung haben, wenn ihnen erzählt wird, man arbeite/schreibe hauptberuflich an Gags für Sendungen. Laut Florentin sinke man automatisch im Humorverständnis, „wenn man sagt, man beschäftigt sich beruflich mit Comedy“. Dadurch sei „man sofort der Unlustige“, da die Erwartungen nur enttäuscht werden. Es gäbe Unterschiede, ob man im privaten bzw. sozialen Umfeld lustig sei oder die Fähigkeit besitze, Gags zu schreiben, die für Fernsehsendungen verwendet werden können. Comedy sei das „subjektivste, was es gibt“. Jeder denke, beurteilen zu können, was lustig sei und was nicht. Bei Humor habe jeder das maximale Verständnis (lustig vs. überhaupt nicht lustig), welches sich nur durch das Emotionale – das Lachen – hervorzeige. Bei anderen Kunstformen (bildende und darstellende Kunst sowie Literatur und Musik) sei die Hürde höher, eine Meinung zu bilden, um ein Kunstwerk bewerten zu können, da die meisten Menschen die handwerkliche Arbeit anerkennen. Stefan haut zwischendurch mehrmals auf den Tisch. Florentin: Welcher Deutscher würde von sich behaupten, keinen Sinn für Humor zu haben? Stefan behauptet, dass 100% der Deutschen sagen würden, sie hätten einen Sinn für Humor. Korrigiert seine Schätzung allerdings auf 99,3%, da einige bspw. im thailändischen Dschungel leben.

Folge UFO002 Fehlkäufe/Unwichtiges

Stefan und Florentin philosphieren über Ironie. Beide finden, Ironie kann man nur ertragen, wenn es einem gut geht. Des Weiteren stellen sie die These auf: die meisten Comedians wurden in ihrer Kindheit und Jugendzeit gemobbt oder sie wurden schlecht behandelt, irgendwann haben sie – höchstwahrscheinlich durch Überkompensation – einen Schutzschild oder eine "Egal"-Haltung entwickelt, wodurch sie erst lustig werden.

Folge UFO005 Tele5

Stefan schrieb während seines Journalistikstudiums eine Projektarbeit über „Humor im Marketing“. Er schrieb u.a. die Werbeabteilung von Volkswagen an, da er von deren Werbespot („The Force“) begeistert war. Jedenfalls verglich Stefan in seiner Projektarbeit den Humor zwischen Deutschland und den USA. Dabei hat er herausgefunden, dass deutsche Sprache Punchlines schwierig macht. Denn die „deutsche Sprache sei so detailiert, dass man im vorhinein schon weiß“, wie die Punchline enden wird – die Überraschung sei dahin. Die meisten US-amerikanische Unternehmen synchronisieren daher nicht ihre Werbespots, sie drehen neue Werbespots nur für den deutschen Sprachraum. Des Weiteren hat Fanta herausgefunden, dass Deutsche auf „körperlichen Humor“ stehen, da die deutsche Sprache „scheiße ist für Gags“. Während in den USA die Samstagsabendshows hauptsächlich Comedy-Shows sind (bspw. Saturday Night Live), werden in Deutschland körperbetonte Shows wie Wetten, dass..? gezeigt.

Folge UFO010 Aufschieben und Zukunft

Florentin bemängelt den Humor in der Gesellschaft. Laut Florentin liegt es zu einem am Land, zum anderen auch an die Prioritäten, welche nicht richtig gesetzt sind. Bundestagsansprachen wären lustiger, wenn Gags in einer Rede miteingebaut werden – auch bei ernsten Themen („So dass sich Leute unterhalten: »Hey, hast du die Bundestagsansprache gehört? War sau lustig, was die Merkel da rausgehauen hat«“). Florentin wünscht sich eine „Bundesagentur für Humor“, die die Leute abmahnt, die nicht lustig sind, und sie dazu zwingt „mindestens zwei Gags in den Gesetzesentwurf“ einzubauen. Stefan ist dagegen, weil Humor unerwartet in Alltagssituationen vorkommt; eine behördliche Anordnung wäre kontraproduktiv, weil es schnell nerven und niemand mehr den Humor schätzen würde. Des Weiteren reden sie über die deutsche Stand-Up-Comedy-Szene: Beide finden sie schlecht, weil sie die Exklusivität „Nur da ist es lustig!“ ausstrahlt und deshalb der Grund sei, dass „deutsche Stand-Up-Comedians mit viel zu schlechten Gags durchkommen,“ – die Gäste lachen bereits wegen „der Struktur und Melodie eines Gags“. Gags gibt es auch im Alltag, nicht nur in einem exklusiven Klub. Stefan verweist auf die Vereinigten Staaten, wo unlustige Stand-Up-Comedians häufig ausgebuht werden oder das Publikum ihre ehrliche Meinung dazwischenrufen („Du bist scheiße, geh bitte von der Bühne“). Das Publikum lacht wiederum bei guten Gags sehr lautstark, aber hört abrupt auf, so dass ausländische Comedians zum Anfang Schwierigkeiten haben werden. Florentin stellt eine These auf: „Je lustiger der Durchschnittsbürger eines Landes ist, desto lustiger sind auch die Comedians. Je lustiger man im Alltag ist, desto lustiger erwartet man auch, dass das Stand-Up-Comedians sind“ – für Stefan ist diese These allerdings nicht überraschend. Florentin führt sein Monolog weiter fort: Deutsche Comedians kommen mit zu schlechten Gags so gut davon, weil die Leute im Alltag „so unfassbar unlustig“ sind, dass „selbst der Sprung von Null-lustig zu den 8%-lustig schon groß genug ist, um den Ausflug zu rechtfertigen“. Stefan fragt ihn, was das lustigste Land der Welt ist. Florentin: England oder die USA. Für Stefan hätte jetzt passenderweise ein Gag kommen müssen. Florentin behauptet, dass man den eigenen Humor dadurch definiere, worüber man nicht lacht, als worüber man lacht. Stefan widerspricht dem: „Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Das würde dagegen sprechen“. Über Humor zu sprechen, ist das unlustigste der Welt – deshalb hält Stefan einen Kurzreferat über die L-Form mit vielen Beispielen. Im späteren Verlauf der Folge unterhalten sich die beiden über Twitter, das insbesondere von Florentin benutzt wird, weil er auf der Plattform seine Gags ausprobiert, wie sie am Publikum ankommen. Florentin liest „Pinguine haben von allen Tieren den besten Modegeschmack“ vor, Stefan findet Witze über Pinguine und deren Modegeschmack sehr unkreativ. Stefan findet es dagegen lustig, wann man aus den Gedanken von Tieren spricht. Florentin kann sich durch bessere und lustige Tweets wieder bei Stefan einschleimen. Florentin stellt am Ende der Folge fest, dass Comedians nicht über Gags lachen können, weil sie sofort im Analyse-Modus drin sind. Beide finden, dass Comedy und Horror nah beieinander liegen. In beiden Genres baut mein eine Erwartung auf und bricht diese dann schlagartig (z.B. Jump Scare und Punchline). Komödien bilden die traurigsten und verstörendsten Welten ab, weil niemand in der Komödie über die Witze lacht, der Zuschauer wiederum kann darüber lachen.

Folge UFO011 Professionalität und Marketing

Florentin behauptet, dass der Mensch nur 10% seines Comedy-Potenzials ausschöpft – dies habe er in einer seriösen Studie gelesen. Darüber hinaus hat Florentin zuletzt den Film Whiplash gesehen, wo der Schüler von seinem Musiklehrer zu Höchstleistungen getrieben wird. Anders als bei Sportlern, Musikern oder Malern funktioniert dies allerdings nicht bei Comedians, die sich den ganzen Tag quälen müssten, um Gags zu liefern. Laut Stefan muss der Comedian während seiner Schaffensphase gute Laune haben, wenn er gute Gags entwickeln soll („Wenn sie traurig sind, können sie nicht abliefern“).

Folge UFO012 Chaos

Beide sind der Meinung, dass Comedy-Typen Einzelgänger sind. Es gibt Theorien, dass humoristisches Geschick aus einer Verletzlichkeit generiert. Durch Humor kann man vieles Abstand halten und relativieren. Der weise Stefan sagt dazu auch: „Humor ist auch immer Distanz. Du kannst nicht über Dinge lachen, wenn sie dich emotional berühren. Du kannst aber im Gegenzug auch emotionale Dinge auf Abstand halten, indem du über sie lachst“. Irgendwann hat man aber nicht mehr die Macht dazu, weil jeder mal einen Moment der Verletzlichkeit hat – umso härter wird auch die Wirklichkeit, weil man nicht damit umgehen kann.

Folge UFO013 Licht

Florentin stellt die Behauptung auf, dass es für gewisse Situationen zu wenige Gags gebe und nennt dazu einen Beispiel, den er häufig bei Twitter erlebt: Ein Twitter-User empfiehlt einen anderen Twitter-User (dem sogenannten FollowFriday), dabei kann der User entweder „Folgt @stefantitze“ oder, wenn der User eine Spaßkanone ist, „Folgt auf gar keinen Fall @stefantitze“ tweeten. Florentin fragt Humorforscher Stefan Titze, ob der Humorpotential nicht schon ausgechöpft sei. Stefan verneint, denn er würde eine dramatische Stimmung aufbauen, indem er „Leute, geht auf Twitter, fassen wir uns kurz mal alle an und bilden uns einen Kreis. […] Es ist ja nicht mehr das Wahre hier, seit ein paar Jahren geht es bergab mit uns und deswegen, ganz kurz nur, wollte ich euch sagen: folgt @pommes_ruppel“ auf Twitter posten würde. Nun, wie dem auch sei. Stefan ist generell der Meinung, dass viele Leute „das Gegenteil sagen“ mit Ironie verwechseln. „Nur weil man einen Gegenteil sagt von etwas, ist es nicht lustig. Nur das Gegenteil zu sagen, ist keine Comedy Opportunity“. Florentin weist allerdings auf die Comedy-Theorie der L-Form hin, die Stefans Behauptung widerspricht.

Folge UFO016 Oli P.

Oli P. stellt die kritische Frage, was Satire darf. Vielleicht sei sie nur eine Absicherung, um alles sagen und tun zu dürfen. Laut Stefan haben viele Leute zu wenig Erfahrung im Bereich Comedy, wodurch sie Satire nicht gut vermitteln können. Stefan behauptet, dass manche Comedians nur provozieren wollen und Satire als Deckmantel für „provokante Scheiße“ benutzen. Florentin ist dagegen der Meinung, dass Comedy alles darf – ein guter Witz setzt sich durch. Florentin hatte zuletzt ein Roast über Justin Bieber gesehen, den es in der Form in Deutschland undenkbar wäre, in den USA allerdings sehr beliebt ist. Oli erzählt diesbezüglich eine kleine Anekdote: Er war vor einigen Jahren beim Comedy-Preis zu Gast. Dort hatte sich Hugo Egon Balder einen Roast gewünscht, allerdings wusste zu dem Zeitpunkt in Deutschland niemand, was ein Roast ist. Fünf deutsche Comedians haben seinen Roast von einem Teleprompter abgelesen, das Publikum wusste wiederum damit nichts anzufangen. Laut Stefan haben viele Deutsche ein Problem mit Selbstironie. Florentin sieht darin ein anderes Problem: Viele Leute hätten kein Problem mit Selbstironie, sie haben eher das Gefühl „sie müssten sich jetzt aufregen, um aufjedenfall als aufrichtiger, moralischer Mensch darzustehen“. In der US-amerikanischen Entertainmentkultur gebe es „zumindest den theoretischen Ort, wo man alles darf“. Oli erzählt diesbezüglich eine weitere kleine Anekdote: 2007 hatte er zusammen mit Oliver Pocher die Sendung Gameshow-Marathon bei ProSieben. Beim Warm-Up haben sie sich gegenseitig geroastet, was für Außenstehende wohl befremdlich wirkte.

Folge UFO025 Trends

Laut Florentin rechnen viele Leute beim ersten Kontakt bzw. bei der ersten Begrüßung nicht mit Gags, da sie davon irritiert seien. Wenn die Leute allerdings wissen, dass man in der Comedy-Branche arbeitet, wo man „aber nicht weiß, dass sie es wissen“, dann erwarten sie sofort, dass man „unfassbar lustig ist“, so Humor-Gourmet Stefan Titze. Die Erwartung – Gags beim ersten Kontakt – kann man aber nicht erfüllen, weil man aus der Erfahrung heraus gelernt hat, dass man keine Gags beim ersten Kontakt machen sollte – für diejenigen sei man allerdings „automatisch der Unlustige“. (siehe auch Folge UFO001 Prolog)

Folge UFO026 Humorkongress

Florentin behauptet, er sei ein „humoristischer Typ“, was von Stefan angezweifelt wird. Florentin wartet immer auf den ersten Gag des Tages („Welt, zeig mir, was du drauf hast!“), weil er „sinnstiftend für den Rest des Tages“ sei. Florentin hatte eines Montags eine wichtge Reise mit dem ICE zum Bildundtonfabrik nach Köln. Am Berliner Hauptbahnhof angekommen, sah er, dass sich der Zug verspätet – „Uiuiui. Okay. Die Gagkanone wird langsam geladen“. Irgendwann hatte der Zug solche massive Verspätung, dass ein wartender Zuggast ironisch applaudierte. Florentin: „Wow, wenn das der erste Gag des Tages ist, dann wird's hart“. Im weiteren Verlauf der Sendung entdecken die zwei durch Zufall, dass der Experte zum Thema Gelotologie (Wissenschaft zur Auswirkung des Lachens) Dr. Michael Titze heißt. Stefan ist aufgebracht und fragt sich, ob er mit diesem verwandt sei; Stefan heißt mit Zweitnamen nämlich Michael. Durch Dr. Titzes Homepage werden sie zum Humorkongress Basel weitergeleitet, auf dem viele Fachbeiträge von selbsternannten Humoristen und Humorexperten gehalten werden. Spontan entscheiden die beiden dort ein Hörertreffen zu planen und fordern die Hörerschaft zum Spenden via flattr auf.

Folge UFO027 Supermarkt

Nachdem Stefan einen ganz alten Gag über die Länge von Kassenschlangen zum Besten gibt, entfacht ein heftiger Streit zwischen den beiden. Nach einer Weile gibt Florentin offen zu, hier und da einen schlechten Gag zu machen, um eine Frau zu beeindrucken. Wenn Florentin einen „schlechten Gag macht“, dann ist es ein Zeichen für, dass er die Person sehr gerne mag, weil er sich nicht zu Schade ist, um denjenigen zu beeindrucken oder um gemocht zu werden – es gibt auch ein „soziales Lachen“ (vgl. Folge UFO026 Humorkongress). Kurze Zeit später erzählen sie, dass sie durch ihre ironisch-sarkastisch-zynische Art „normale“ Situationen (z.B. mit einer Frau am Strand in den Sonnenuntergang schauen) nicht ernst nehmen können. Aufgrund ihren Berufs analysieren sie „alltägliche Dinge“ nach lustigen Momenten – ein „normales“ Wahrnehmen einer Situation fällt ihnen schwer. Frage, die sie beim Humorkongress stellen wollen: Sind Leute, die sich mit Comedy beschäftigen, Sozial abgestumpft? Haben sie überhaupt ein soziales Leben? Wie ticken sie eigentlich? Haben sie Psychosen oder Persönlichkeitsstörungen?

Folge UFO030 Stand-Up

Florentin fragt sich, ob man als guter Stand-Up-Comedian ein interessantes Leben führen muss, um daraus gute Gags liefern zu können. Stefan stellt die These auf, dass man bis zum 30. Lebensjahr seine Erfahrungen sammeln (Schule, Studium, Weltreisen, fast sterben, etc.) und sich danach in eine Wohnung zurückziehen sollte – und „einfach mal schreibt“. Florentin widerspricht Stefans These, denn „wenn du mit 30 anfängst zu schreiben, dann bist du halt nicht gut“. Stefans und Florentins Humorpapst Louis C. K. empfiehlt eher „studieren und Kinder haben“. „Das Seil aus dieser Schlucht des Lebens waren seine Kinder“, so Stefan. Ohne seine Kinder, die witzige Dinge erleben, wovon Louis C. K. in seiner Stand-Up-Show erzählt, wäre er nicht so erfolgreich. Florentin soll einst „Das Leben ist eine Sitcom“ gesagt haben, wovon Florentin selbst nicht mehr wusste – Stefan ist sich aber 100-prozentig sicher. Florentins (angebliche) Lebensweisheit habe Stefan dazu inspiriert die „Awkwardness“ zu suchen – er nimmt die Umwelt bewusster wahr, konfrontiert sich mit Menschen, beobachtet sie, hört ihnen beim Gespräch zu. Beide stellen sich die Frage, wie man am besten seine Gags performen und sich als Unterhalter verbessern sollte. Stefan ist der Meinung, dass man mit (langweiligen) Menschen reden sollte, denn nur dadurch könne man „unterhaltsame Situationen kreieren“. Florentin ist eher der Meinung, dass man von Profis lernen sollte; er hört sich sehr gerne Podcasts von Comedians an, um sich zu verbessern. Florentin: „Lernt der Löwe das Jagen von der Gazelle oder von anderen Löwen?“. Für Florentin und Stefan ist Stand-Up die Königsdisziplin. Beide haben das Bedürfnis, selbst eine Stand-Up-Show zu machen. In Deutschland sei Stand-Up sehr „komerziell“ ausgelegt (volle Stadien, Konzerthallen, Arenen), während die Stand-Up-Shows in den USA in sehr vielen Clubs veranstaltet werden. Stefan suchte bei Google nach Tipps, wie man einen Stand-Up-Programm schreibt. Er hatte eine Seite eines Stand-Up-Coaches gefunden. Die drei lebenswichtigen Tipps lauten: (1.) Sei lustig! (2.) Respektiere das Handwerk. (3.) Starte niemals mit neuem Material.

Folge UFO032 Maxi Gstettenbauer

Stefan, Florentin und Maxi Gstettenbauer analysieren Florentins Tweet-Idee „Arbeit mach bauchfrei“ unter anderem mittels des Feedline-Punchline-Dualismus. Maxi Gstettenbauer ist davon nicht überzeugt, dass der Gag lustig ist, es fehlt ihm „der Kontext“. Es reiche nicht die Anspielung der Toraufschrift an den nationalsozialistischen Konzentrationslagern. Er wüsste allerdings auch nicht, wie er auf den Gag reagieren würde, hätte er den Tweet auf Twitter gelesen. Maxi Gstettenbauer erklärt, dass niemand wissen kann, was „wirklich witzig ist“. Ein Comedian kann nur aufgrund seiner Erfahrungswerte erwägen, ob der Gag gut oder schlecht ankommt. Maxi Gstettenbauer hat ungefähr 3 Jahre gebraucht bis er das Gefühl hatte „okay, jetzt ist einigermaßen okay“. Florentin fragt sich, ob Comedian einen einfacheren Zugang zum Publikum hätte – und damit garantiert mehr Lacher –, wenn sie mit gewissen Themen, Pointen und Strukturen arbeiten. Stefan erwähnt hierbei das Mario-Barth-Problem: „Will er das machen, was er macht, oder macht er das, weil es funktioniert?“. Das Publikum habe durch „20 Jahre Comedy und 100.000 Jahre Kabarett“ eine „gewisse Konditionierung“, wodurch einige Pointen, Gags und Rhythmen immer funktionen werden. Maxi Gstettenbauer fragt daher: „Willst du Künstler oder eine Coverband sein?“. Florentin fragt daraufhin Maxi Gstettenbauer, ob er schonmal einen Gag im Programm hatte, den er selbst nicht lustig fand, aber beim Publikum sehr gut ankam. „Also ich versuche meine Gags nie zu isolieren und einzeln zu bewerten, sondern ich versuche immer zu gucken »hab ich noch Bock auf das Thema generell«“, so Maxi Gstettenbauer. Es gab für Maxi Gstettenbauer Zeiten, da hatte er nur einen guten Schluss-Gag bzw. Closer – er empfiehlt daher, das Set einfach aufzuhören und das Stand-Up-Programm neuzuschreiben. Er setzt sich jeden Tag für eine Stunde hin und schreibt sich Notizen, nach einer Weile könnte sich dann ein Set entwickeln („Ich gehe dann auch Schwanger damit und welze sie immer wieder in meinem Kopf umher.“) und probiert sie dann auf der Bühne. Florentin möchte Maxi Gstettenbauer zwecks Feedback eine im Vorfeld der Folge entstandene Stand-Up-Nummer vortragen. Gstettenbauer lehnt diesen Wunsch unter Hinweis auf das Fehlen von realistischen Bühnenbedingungen im DAS PODCAST UFO höflich ab. Florentin zieht hierbei ein Vergleich zwischen Stand-Up auf der Bühne und Gags, die in einem Gespräch eingebaut werden, „wo jeder Gag schon mal etwas positives ist, weil es überhaupt was lustiges ist. Wohingegen auf der Bühne wird es genau umgedreht: Das alles was nicht lustig ist, negativ“ – jeder habe bei einem Stand-Up hohe Erwartungen. Für Maxi Gstettenbauer sind das zwei völlig verschiedene Situationen. In einer Gruppe (Gesprächssituation) enstehe der Humor referentiell, weil sie dabei waren/sind oder „miteinander vertraut sind“, während der Stand-Up (Bühnensituation) und der Comedian im Zweifel unbekannt ist und innerhalb kurzer Zeit versuchen muss, das Publikum auf seine Seite zu holen – in einem Gespräch habe man dazu mehr Zeit. Florentin fragt ihn, ob er auf der Bühne unsicher ist oder nicht. Für Maxi Gstettenbauer vergleicht die Bühnensicherheit mit Autofahren: „Wenn man's 'ne Zeit lang effektiv macht, fragt man sich das nicht mehr. Das ist wie Autofahren. Irgendwann kommt der Punkt, wo du es so oft gemacht hast […]. Die ersten paar Male bist du halt echt noch nervös – du verschaltest dich, machst'n paar Fehler. Aber irgendwann steigst du einfach ein und fährst los, du denkst nicht mehr groß darüber nach“. Laut Stefan weiß Louis C. K. nie, wie er seine Shows beginnen soll, weil die „Situation einfach weird ist“ und beginnt sie meistens: „Hier sind 2000 Leute. Statistisch gesehen stirbt einer von euch im nächsten Jahr … Okay, sorry, ich weiß nicht, wie ich meine Show beginnen soll“. Nach Maxi Gstettenbauer definiere der erste Gag den Standpunkt gegenüber dem Publikum und wie das Set laufen werde. Es gebe wenige Comedians, die nach dem „ersten verschissenen Gag“ das Publikum noch abholen kann. Während andere Künstler sich mit ihren Werken entfalten können, sind Stand-Up-Comedian von der „Akzeptanz des Publikums“ abhängig. Florentin und Stefan erörtern den Comedy-Standort Deutschland kritisch, bis die Erörterung schließlich selbst zum Gegenstand einer kritischen Erörterung durch Gstettenbauer wird. Die deutsche Comedy-Szene sei klischeebehaftet, bedingt dadurch, dass das vom Publikum goutiert werde (gleiche Mechanismen, gleichen Themen, gleiche Gesichter). Die (deutsche) Comedy-Szene lebt in einem „hermetisch abgerigelten Bereich“ bzw. in einer eigenen Blase. Viele ihrer Gags funktionieren daher, weil sie innerhalb der Comedy-Szene abgesprochen sind und so oft wiederholt wurden (Gags über Reiner Calmund, Guido Westerwelle, etc.). Die meisten deutschen Comedians präsentieren sich als allwissende Beobachter und von oben herabschauend. Florentin kritisiert eine andere herangehensweise, die u.a. von Luke Mockridge praktiziert wird: „der emotionale Hook“ – bspw. Gags über Serien aus den 90ern oder der Kindheit. Das Publikum werde durch nostalgische Gefühle so „handzahm“, dass der Gag nicht mehr für wichtig erscheint und in den Hintergrund gerät. Laut Maxi Gstettenbauer sind viele Menschen von den bekannten deutschen Comedy-Gesichtern desillusioniert, weil sie keine Vorbilder oder zu alt für sie sind (anders als bspw. in den USA). Immer mehr jungen Menschen haben Lust, selbst ein Stand-Up-Programm zu machen, sobald sie gleichaltrige Comedians sehen. Man erinnert sich an das Treffen beim Deutschen Comedypreis. Stefan beschreibt die Veranstaltung als „unlustigste Veranstaltung Deutschlands“. An jenem geschichtsträchtigen Abend entstand auch die Idee zum DAS PODCAST UFO. Stefan erzählt wieder von seiner Projektarbeit im Journalistikstudium über „Humor im Marketing“ (siehe Folge UFO005 Tele5). Hierbei erzählt er wieder über die Schwierigkeit des deutschen Satzbaus mit Punchlines und Maxi Gstettenbauer erwähnt Stewart Lee, der diese Beobachtung erstmals publizierte (Stewart Lee: Lost in translation. In: The Guardian).

Maxi Gstettenbauer haut zum Schluss einen ultimativen Pro-Tipp raus: Sei besser als die anderen.

Folge UFO035 Haus

In der britischen Castingshow Britain's Got Talent wurde der wohl schlechteste Witze der Welt präsentiert („Are you all alright? No, you are all alleft!“). Wobei allein schon der Einstieg des Stand-Ups von Stefan Titze kritisiert wird: „Es ist der uncoolste Einstieg in einem Comedyprogramm: »Ja, ich bin die Soundso, Elisabeth Dreischoff, und ich kann … ich mach jetzt Comedy, weil, ich war auf einer Comedyschule!«“. Florentin und Stefan analysieren den Gag in mehreren Ebenen. Das Grundproblem des Gags war, dass er kein Kontext hatte. Gags sollen immer in einem Kontext stehen und einen Sinn ergeben müssen.

Stile & Stilmittel

  • Stand-Up-Comedy: Die Königsdisziplin
  • Observational Comedy: Comedy über Alltagsbeobachtungen, Dinge die den Zuhörern aus ihrem eigenen Leben bekannt sind, (z.B. fallendes Marmeladenbrot, die 90er)
  • Insider
  • Running Gags

Weblinks